Interview mit Frank Bittel im dlv insider

26. Juli 2022

Wir freuen uns sehr, dass wir immer wieder zum Thema Nachhaltigkeit im Ladenbau befragt werden. Hier das gesamte Interview aus dem dlv insider zum nachlesen:

Nachhaltiger Ladenbau: Wie ist der aktuelle Stand?

Das Bewusstsein für Recycling-Materialien ist in den letzten Jahren gestiegen. Es wird viel darüber gesprochen und nachgedacht, oft hapert es aber dennoch an der Umsetzung. Es benötigt den ernsthaften Willen aller Beteiligten, sich damit zu beschäftigen und die Investitionen, die erforderlich sind, letztendlich auch zu tätigen. Es erfordert eine intensive Recherche zu nachhaltigen Produkten und Alternativen für die im Ladenbau etablierten Materialien. Häufig sind es noch Nischenprodukte, die leider wenig Bekanntheit in der Masse haben. Daher muss man sich auch als Ladenbauer intensiv damit auseinandersetzten: Welche Materialen sind auf dem Markt verfügbar, die den hohen Ansprüchen an Ästhetik und Eignung gerecht werden? Welche Produktionszeiten haben sie, wie werden sie verarbeitet und sind sie im Budget des Kunden einzubinden, haben sie die erforderliche Zulassung?

Dann muss der Kunde umfassend informiert werden. Denn vielfach sind die Anschaffungskosten höher als bei herkömmlichem Material. Der direkte Preisvergleich zwischen billig in Fernost produzierter Ware und qualitativen, nachhaltigen, recycelten Materialien kann leider eklatant sein. Unsere Aufgabe ist es, dem Kunden zu erklären, dass es sich lohnt, in eine hohe Qualität zu investieren mit dem Effekt, dass man eine langlebige Ladeneinrichtung bekommt. Kunden, die wirklich nachhaltig denken, verstehen dieses Argument.

Wie wichtig wird in Zukunft Nachhaltigkeit im Ladenbau werden?

Sie wird stark an Bedeutung zunehmen. Für unsere Kunden, die sich mit nachhaltigen Produkten positionieren, wird es zu
einem existenziellen Maßstab werden, nicht nur in der Produktionskette ihrer Ware auf Nachhaltigkeit zu achten, sondern eben auch im gesamten Geschäftsumfeld – wie dem Ladenbau.
Eine erhöhte Nachfrage nach Recycling-Materialien wird zu einer größeren Produktvielfalt führen, die Preise dafür werden
sinken. Das Nischenprodukt wird zum Standard werden. Wir sind heute schon in der Lage, den CO2-Ausstoß im Planungsprozess in Echtzeit zu ermitteln. Das gibt uns die Chance, sehr früh gemeinsam mit unseren Kunden Materialentscheidungen zu treffen und Ressourcenverschwendung zu vermeiden.

BEITRAG ZUM DOWNLOAD

Reduzieren, wiederverwenden, recyceln – was bedeutet das konkret für Sie?

Wir achten schon bei der Planung darauf, so wenig Material wie möglich zu verwenden und eine Wiederverwendung der Materialien beziehungsweise Möbel sicherzustellen. Wenn es das Shop-Konzept unserer Kunden vorsieht, frischen wir das, was brauchbar ist, wieder auf. Wird der Store zurückgebaut, versuchen wir, die Möbel und Materialien wenn möglich wieder bei anderen Projekten einzusetzen oder zumindest sortenrein zu recyceln. Für Jack Wolfskin läuft aktuell ein europaweiter Refresh, in dem Stores renoviert werden, die ppm vor 15 Jahren installiert hat. Im Ladenbau ist der Materialeinsatz von Spanplatten oft sehr hoch, zum Beispiel für Podeste und die Möbelproduktion. Wir arbeiten daher gern mit nachhaltigen Spanplatten oder Schichtstoffen, die zu hundert Prozent aus wiederverwertetem Holz bestehen. Ein Produkt, das wir entdeckt haben, sind Platten aus Reishülsen, ein Abfallprodukt der Reisproduktion. Sie sehen aus wie Holz, lassen sich genauso einfach verarbeiten, sind zu hundert Prozent wasserfest, thermoverformbar und zu hundert Prozent recycelbar.

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